Warum Journalisten bessere (Big Data) Tools brauchen

Die Menge der verfügbaren Daten steigt stark an. Insbesondere Medienunternehmen können auf dieser Basis ganz neue Angebote für die Leser und Nutzer entwickeln. Die Frage ist: Wie könnte der Pfad dorthin aussehen?

Basis für diesen Beitrag sind die Erkenntnisse, die wir im Rahmen des dreijährigen “NewsStream”-Projekts gewonnen haben. Kern des Projekts waren Beispielanwendungen für “Big Data”, spezifisch zur Nutzung in Redaktionen. Im Projekt hatten wir die Chance, den möglichen Nutzen neuer Ansätze genauer zu überprüfen. Wir konnten uns in der Praxis mit Big-Data-Technik und Einsatzmöglichkeiten beschäftigen.

Durch die Zusammenarbeit mit den technischen Projektpartnern Neofonie und Fraunhofer IAIS konnten die journalistischen Partner dpa und Deutsche Welle erproben, was man eigentlich alles machen könnte, wenn eine entsprechende technische Infrastruktur vorhanden ist. Aus dieser Arbeit sind eine ganze Reihe praxisorientierter Prototypen entstanden, die wir derzeit (Stand Sommer 2017) mit Nutzern aus Redaktionen evaluieren.

Welche Empfehlungen ergeben sich daraus? Verkürzt: Redaktionen und Medienunternehmen müssen Strategien entwickeln, sonst werden sie möglicherweise abgehängt. Aus klugen Ansätzen wiederum könnten Angebote in neuer Qualität entstehen. Und zuletzt: Damit verbindet sich auch eine ökonomische Perspektive zur Finanzierung von gutem Journalismus.

Daten als Basis im Journalismus

Vielleicht der Reihe nach.

Daten sind mittlerweile überall im Alltag unsere oft unsichtbaren Begleiter. Wir alle nutzen Geräte und Anwendungen, die Daten generieren, sammeln, auswerten. Ein guter Indikator sind beispielsweise die Google Verkehrsübersichten in den Karten: Wenn da an einer Kreuzung eine Strecke rot markiert ist, dann stehen da auch tatsächlich einige Autos. Die Darstellung ist fast immer sehr genau. Das geht heute ohne dass extra Messschleifen im Asphalt verlegt werden. Für derart genaue Aussagen reicht es, dass fast jeder von uns einen Account hat und ein mobiles Telefon in der Tasche hat.

Das ist nur ein Beispiel von vielen. Die Menge der Daten, die aufgrund der Digitalisierung insgesamt verfügbar sind, nimmt laufend und in rasantem Tempo zu. Dadurch entstehen Ressourcen, die früher undenkbar waren. Diese Entwicklung beschreibt der Ausdruck “Big Data”.

Wie bei allen großen Veränderungen gibt es positive und negative Effekte. Einerseits wünschen wir uns als Nutzer guten Service und möglichst individuelle Angebote. Wer Sport betreibt lässt häufig ganz bewusst eine App mitlaufen, die unseren Fortschritt protokolliert. Wer einkauft, hinterlässt Spuren, die von den Anbietern für eine immer größere Verfeinerung des Angebots genutzt werden. Diese Entwicklung hat auch negative Seiten. Häufig (oder genauer: fast immer) fehlt es an Transparenz. Es ist kaum noch zu kontrollieren, was da von wem und wann gesammelt wird.   Nicht ohne Grund verklagen beispielsweise Nutzer Facebook und fordern die Offenlegung der gesammelten Daten.

Aus Sicht des Journalismus liegen in beiden Seiten dieser Entwicklung große Chancen: Auf der einen Seite eine „latente“ Nachfrage nach besseren, individuellen Informationen. Auf der anderen der Wunsch nach Klarheit, Offenheit und Prinzipien, die das Wohl des einzelnen Nutzers in den Vordergrund stellen.

Redaktionen brauchen daher bessere „Big Data“-Werkzeuge, um für ihre Nutzer bessere Angebote zu machen. Sie brauchen solche Tools auch um bei Fehlentwicklungen, Missbrauch wirksam dagegen anzugehen und Korrekturen einzufordern. Ein Vorschlag: Neben „Big Data“ sollte der Begriff „Small Data“ genauer betrachtet werden. „Small“, klein, sind zum Beispiel die Datenpunkte einzelner Nutzer: Einkommen, verfügbares Einkommen, Mieten, Kredite, Versicherungen. Die Werte mögen klein sein, für den einzelnen Nutzer sind sie enorm wichtig. Neue Werkzeuge könnten hier eine Brücke schlagen. Sie könnten dafür sorgen, dass die großen Trends analysiert, aufgebrochen und übersetzt werden – so dass der einzelne Mensch abschätzen kann, wie stark ihn die eine oder andere Entwicklung betrifft.

Eine spezifische Qualität des Journalismus gehört zwingend dazu: Transparenz, das Handeln nach ethischen Grundprinzipien, das Ziel die Gesellschaft bei der Meinungsbildung allgemein zu unterstützen. Im Verbund mit Daten entsteht die Perspektive, dass künftige journalistische Angebote jedem einzelnen von uns Analysen liefern können. Zu allen Lebensbereichen, ohne die Verkettung mit einem direkten Verkaufsangebot. Frei von Täuschung, Verschleierung. Hilfreich bei wichtigen Entscheidungen im Leben – vom Beruf bis zur Finanzierung des Eigenheims, von der Ausbildung für die Kinder bis zur Information über politische Entwicklungen und Stimmungen.

Aufbau von Kompetenz nötig

Um solche Angebote aufzubauen, muss noch sehr vieles in Gang gesetzt werden. Redaktionen müssen sich dieser Herausforderung stellen und Kompetenz aufbauen. Daten sind die Basis, von der wir uns künftiges Wachstum der Wirtschaft erhoffen. Der „Economist“ hat im Mai 2017 die zentrale Bedeutung von Daten zum Titelthema gemacht. Die „Datenökonomie“ sei der mittlerweile wichtigste Wachstumsbereich unserer Zeit. Medien müssen sich hier aufmachen und intensiver mit Daten beschäftigen, als Grundlage für die Berichterstattung. Denn es wäre einfach zu kurz gedacht, wenn nur einige technologische führende Firmen profitieren. In Daten und ihrer sinnvollen Nutzung stecken auch neue Perspektiven für die Gesellschaft und jeden einzelnen von uns. 

In den meisten Redaktionen gibt es solche Möglichkeiten bisher nicht. Es gibt weder die Technik noch journalistische Experten, die ständig mit Daten arbeiten. Welche Technologien könnten in Redaktionen die Abläufe unterstützen? Wie können in Zukunft besonders komplexe Themen aufbereitet werden? Welche mathematischen oder statistischen Methoden helfen, die Behauptung eines Politikers als falsch oder richtig einzuordnen?

Erste Vorreiter

Verlage, TV Sender und andere haben natürlich auch jetzt schon Informationstechnologie im Einsatz, bisher allerdings meist außerhalb der Redaktion. Vertrieb, Marketing, Produktion arbeiten schon längst digital. Ausgerechnet in der Redaktion jedoch herrscht häufig noch ein Mangel an solchen Lösungen. Ein positives Zeichen hier: In immer mehr Redaktionen entstehen “Daten-Teams”, in denen Journalisten, Programmierer und Designer zusammen arbeiten. Bei der „Berliner Morgenpost“ entstehen preisgekrönte Visualisierungen. Beim SRF in der Schweiz ist ein offenes Portal entstanden, das mit großer Transparenz den Code und die Daten zu investigativen Projekten offenlegt. 

 

 

 

Datenanalyse in der Redaktion

Genau diese Entwicklung sollte sich noch weiter beschleunigen. Ohne Daten geht es nicht mehr. In unserer Wirtschaft und Gesellschaft bietet die Fähigkeit zur Sammlung und Analyse derzeit großen Chancen. Für Produkte und Services, für Marketing und Kommunikation. In der Liste der größten Unternehmen der Welt stehen digitale Unternehmen ganz vorn.

Ein Autor, der diesen Wandel sehr früh vorhergesehen und beschrieben hat, war der Management-Autor Peter Drucker: Bereits in den 50er Jahren erkannte er folgendes: 

„Fundamentale Veränderungen der Technologie und der Gesellschaft haben die Struktur sozialer Bedürfnisse verändert. Wir sind uns des Wandels der Technologie heute sehr bewusst. Doch wenige Menschen haben realisiert, dass das was sich verändert nicht die Technologie ist, sondern das zugrunde liegende Konzept der Technologie. Dreihundert Jahre lang war das zentrale Modell der Technologie das mechanische Phänomen in einem Stern wie der Sonne. Diese Entwicklung erreichte ihren Höhepunkt mit einer Technik, die die Vorgänge in einem Stern repliziert, konkret die nukleare Spaltung und Fusion. Jetzt aber wechselt die Dynamik der Technologie zu etwas, das wir als organisches Modell beschreiben können, organisiert rund um Information statt um den mechanischen Prozess. … Als Konsequenz sorgt dieser Wechsel von einem mechanischen zu einem biologischen Modell für eine Veränderung der Ressourcen, die als Kapital genutzt werden können.“

Quelle: Peter Drucker, The Frontiers of Management (1959), S. 324

Vieles von dem, was  Drucker da vor Jahrzehnten beschreibt, ist mittlerweile eingetreten. Neue Plattformen, neue Unternehmen handeln danach: Sie organisieren Information, besitzen aber keine Fabriken oder ganz konkrete, physische Produkte. Uber, ein Taxi-Dienst, besitzt keine Taxis. Airbnb, ein Vermittler für Zimmer und Wohnungen, besitzt keine Gebäude. Apple verdient Geld mit Apps für das iPhone, hat aber nur wenige dieser Anwendungen selbst entwickelt. 

Welche Rolle spielen Daten in Medienunternehmen?

All das sind Beispiele, wie sich Daten nutzen lassen. Aber, wo sind ähnliche Plattformen für Informationen, die von journalistischen Prinzipien angetrieben werden? Um diese Lücke zu schließen sollten Medienunternehmen die Prinzipien von Softwareunternehmen übernehmen. Konkreter: Entwicklungen vorantreiben, die zu neuen Informationsservices führen – im Verbund mit einer auf allen Ebenen wirksamen Bindung an journalistische Prinzipien.

Eine solche Nutzung der Daten geht über Visualisierungen von Zusammenhängen weit hinaus. Das Ziel lautet, Analysen anzubieten, die jeden Nutzer auf den Informationsstand eines Vorstandsvorsitzenden bringen. Und natürlich sollten falsche Erhebungsverfahren, bewusste Verschleierung oder lückenhafte Daten angeprangert werden. Investigative Projekte können helfen, Missbrauch und Fehlentwicklungen aufzudecken und zu korrigieren. 

Lange Zeiträume zeigen wie Veränderung wirkt

Ein Beispiel, wie sich Daten für eine Einordnung von Entwicklungen nutzen lassen liefert beispielsweise Max Roser von der “University of Oxford. Mit einem kleinen Team hat er die Webseite “Our World in Data” gestartet. Die dort publizierten Grafiken beschreiben wichtige Themen. Lebenserwartung, Gesundheit, oder – wie im Beispiel unten – die Zahl der Menschen, die in extremer Armut leben. 

Quelle: Our World in Data, CC-BY

Widerstände in der Redaktion

Es mangelt bisher nicht nur an klaren Strategien in den Medienunternehmen. Wenn es um den Einsatz der  Technologien in der Redaktion geht, gibt es auch unter Journalisten viele Vorbehalte. Beispielsweise wenn das Stichwort “Roboter-Journalismus” fällt. Richtig ist: Ja, es gibt Software, die aus den Spielergebnissen einer Bezirksliga lesbare Kurzberichte erzeugt. In 0,2 Sekunden werden die Spieldaten in einen Text verwandelt. 100, 1.000 oder auch 10.000 Berichte sind kein Problem. Es ist verständlich, dass gerade Redakteure, die all das bisher von Hand hergestellt haben, da um ihre Zukunft fürchten. Doch durch den Einsatz solcher Technik können anderswo Freiräume für Arbeit entstehen, die zwingend von Menschen gemacht werden muss. Dazu zählen gute Interviews, kluge Reportagen, besondere Betrachtungen der Welt und eben auch Analysen in einer ganz neuen Qualität und Tiefe.  Text-Roboter sind nur eine Facette eines  größeren Wandels. Wenn sich Redaktionen dem Thema Daten intensiver widmen und technische Möglichkeiten prüfen, dann können sie mehr tun, als alte Jobs auf neue Art zu erledigen. Sie können ganz neue Jobs erfinden. 

Journalismus verbessern

Der Treiber sollte ökonomisches Umdenken sein. Im “Innovations Report” der “New York Times” 2014 findet sich ein Zitat, wie eine solche Ausrichtung aussehen könnte: “Wir hoffen, wir kommen an den Punkt, an dem wir nicht länger eine Zeitung sind, die auch
Webseiten produziert. Vielmehr sehen wir uns als ein digitales Unternehmen, welches auch eine Zeitung produziert”, so Audrey Cooper, Managing Editor des “San Francisco Chronicle”. “Wenn man diesen Schalter nicht umlegt, dann glaube ich nicht, dass irgendeine Zeitung wirklich erfolgreich sein wird beim Übergang zum Digitalen.”

Realitäts-Check mit Hilfe von Daten
Daten, die in der Redaktion analysiert werden, könnten vielen Menschen bei Entscheidungen unterstützen. Welches Studium soll man ergreifen, welche Berufe bieten Chancen in den nächsten Jahrzehnten? Analysen können dabei unterstützen. 

Nehmen wir als Beispiel die fast schon klassische Frage eines Twentysomethings nach dem Erfolgspotenzial seiner Band, die fleißig Konzerte spielt und Songs veröffentlicht.

Wie hoch ist die Chance, irgendwann die großen Bühnen der Welt zu betreten?Antworten darauf liefert ein interaktiver Beitrag mit dem Titel “The Unlikely Odds of Making it Big” (“Die unwahrscheinliche Chance, groß rauszukommen”), erstellt von einer Daten-Agentur namens “The Pudding”.

Für diese Story analysierte das Team 75.000 Auftritte von 3.180 Bands im Großraum New York über einen Zeitraum von drei Jahren. Frage: Wie viele der Bands schafften tatsächlich den Sprung von kleinen Clubs in die größeren Hallen? Die Antwort liefert eine Visualisierung. 

Screenshot/Quelle: https://pudding.cool/2017/01/making-it-big/

Bemerkenswert ist: Die Analyse hört an dieser Stelle nicht einfach auf. Wer ganz nach unten auf die Seite geht, erhält Informationen für jede einzelne Band, die hier betrachtet wurde. Das ist eine neue, zusätzliche Ebene: Nicht nur der Durchschnitt, auch das individuelle Detail lässt sich nachschauen, prüfen, nutzen.

Das Vorgehen bei dieser einen, beispielhaften Analyse ließe sich auf viele andere Bereiche übertragen, in denen wir bisher auf Basis unserer Erfahrungen und Intuition entscheiden. Ein konkretes Beispiel: Bei den Schulabgängern in Deutschland finden sich seit Jahren immer wieder Statistiken, wonach rund ein Drittel der jungen Menschen in zehn Top-Berufe drängen. Über 50 Prozent der Berufsstarter fühlen sich nicht ausreichend über Alternativen informiert. Analysen könnten das ändern und Individualität fördern. Medien könnten diese Analysen liefern.

Datenjournalismus als “neue Kamera” für die Berichterstattung

Bleibt die Frage, wie und wo Journalisten und Redaktionen konkret mit der Arbeit anfangen können.  Unser Vorschlag: Drei Perspektiven, die als Startpunkte dienen können. Auf Basis von drei zentralen Aspekten: Themen, Modelle und berufliche Perspektiven.

Neue Themen: Vertiefte Berichterstattung

Datenjournalismus öffnet die Tür zu Themen und Berichten, die früher gar nicht möglich gewesen wären. Wenn Journalismus eine Kraft sein soll, die Entwicklungen dokumentiert und Fehlentwicklungen ans Licht bringt, dann kommen wir um Datenanalysen nicht herum. Im Zentrum steht dabei die Fähigkeit zum korrekten Vergleich. Edward Tufte, Autor viel gelesener Bücher über Visualisierungen betont, wie wichtig der Vergleich ist. Wenn beispielsweise die Arbeitslosigkeit in einem Land oder einer Region gestiegen ist, dann lässt sich das nur durch einen Vergleich auch bewerten. Wie hoch lag der Wert im Vorjahr? In den letzten 10 Jahren? Wie hoch liegen die Werte in anderen Regionen oder Ländern? Lassen sich in der – positiven oder negativen Veränderung – Trends erkennen, wie zum Beispiel Rückgänge bei bestimmten Berufsgruppen?

In Deutschland steigt die Zahl maroder Autobahn- und Eisenbahnbrücken. Solche Entwicklungen kommen zu sehen wäre eine deutliche Verbesserung. Ähnlichen Bedarf gäbe es bei  weiteren Themen: Die Entwicklung der Arbeitsplätze in einer Region, Veränderung der Qualifikationsanforderungen, Hauspreise, Mieten, Einkommen. All das sind Themen, die mit laufenden Datenanalysen eine neue Qualität erreichen könnten. Vor allem bei regionalen und lokalen Medien. Gerade regionale Medien könnten mit einer Kombination aus redaktionellen Daten und Berichterstattung Angebote machen, die es woanders nicht gibt.

Neue Modelle: Datenjournalismus braucht neue Teams

Ebenso wichtig ist der Aufbau neuer Teams. Journalisten sollten mit Programmierern und Designern arbeiten, um solche Themen aufzubereiten. Leider sind bisher nur wenige Redaktionen darauf vorbereitet. Bereits im Jahr 2006 veröffentlichte Adrian Holovaty einen Online-Artikel, der heute von vielen Daten-Journalisten als Manifest des Datenjournalismus angesehen wird: “A Fundamental Way Newspaper Sites need to change“. Stark verkürzt fordert Holovaty in dem Text einen strukturierten, vorausschauenden Umgang mit den durch die Redaktion laufenden Daten – statt diese einfach nur in einen  – aus technischer Sicht – „unstrukturierten“ Artikel zu verwandeln.

Zusätzlich zu den Team sind auch die technischen Ressourcen entscheidend. Wer schwere Ladung transportieren will,  macht das nicht mit dem Privatwagen, sondern nutzt einen Laster. Wer große Mengen an Daten sinnvoll und mit vertretbarem Kosten-/Nutzenverhältnis aufbereiten will, der braucht eine auf journalistische Themen ausgerichtete IT-Infrastruktur. Daten sammeln, aufbereiten, in Themen und Angebote verwandeln. Genauso gut oder besser als Facebook, Google und Co. Aber mit dem Ziel, die Öffentlichkeit umfassend zu informieren. Je besser das funktioniert, desto stärker ist der Nutzen – Organisationen, die das in den Griff kriegen, werden absehbar Erfolg haben.

Bevor dies eine falsche Konnotation bekommt: Medienunternehmen, egal ob öffentlich-rechtlich oder  privat – dürfen dabei nicht das Konzept „Ausspähen der Konsumenten für gezieltere Werbung“ kopieren. Dieses Modell mag im Moment erfolgreich sein, aber es ist kein Geschäftsmodell für den Journalismus. Statt jede Menge Hinweise zu sammeln, was Nutzer X gerade angeschaut hat und was sie oder er möglicherweise bald kaufen will, sollten journalistische Angebote auf der Seite der Nutzer sein und ihnen alle möglichen Informationsvorsprünge verschaffen. 

Berufliche Perspektive: Datenjournalismus als Karriere

Ein dritter Aspekt betrifft die Journalisten selbst. Der Aufbau von Know-how beim Erzeugen von Berichten auf Basis von Daten sorgt für verbesserte Einstellungs- und Aufstiegschancen. Wer heute in der Redaktionskonferenz bei der Frage nach Datenkompetenz die Hand hebt, der hat den Job – weil bisher nur sehr wenige Journalisten dafür ausgebildet sind. Meist  reicht es für den Einstieg schon, wenn man  in PDF in eine Excel-Tabelle umwandeln

Die Latte für den Einstieg hängt überraschend tief. Dennoch ist die Bestandsaufnahme bezüglich des Interesses von Journalisten an Technologie und Daten relativ aktuell noch ernüchternd.

Es mag sein, dass nicht alle Journalisten in allen Punkten zustimmen, was die Bedeutung von Daten angeht. Doch es gibt es klare Argumente und Chancen, die durch eine Hinwendung zu Daten entstehen. Die Angst vor der fortschreitenden Digitalisierung hingegen ist zunehmend schwer nachvollziehbar. Viele Abläufe in Redaktionen sind längst digital. Kein Mensch schreibt mehr mit Schreibmaschine.

Wann geht es los?

Das Fazit:

  • Ein Ziel wäre, deutlich mehr Menschen als bisher tiefgehende, korrekte Einblicke und Informationen bieten. Nicht nur finanzstarke Firmen, sondern ganz normale, einzelne Menschen sollten die Vorzüge von Datenanalysen für Entscheidungen nutzen können. Vor allem dann, wenn wichtige Weichen im Leben gestellt werden: Ausbildung, Familie, Hauskauf, Beruf, Geld, Gesundheit, Absicherung. Medienunternehmen müssen mit der Arbeit an konkreten Szenarien anfangen. 
  • Investitionen in Technik und Datenanalyse Chance zu sehen begreifen. Wenn ein Verlag ein Angebot aufbaut, das in der Region einen deutlich besseren Weg zum Hauskauf ebnet, dann wäre bietet sich später die Chance, diese Software anderen Verlagen anzubieten, die andere Regionen abdecken.
  • Neue, durchdachte Lösungen, die dem Journalismus nutzen, ebnen Wege zu einer datengetriebenen Berichterstattung. Die Herausforderung besteht darin, diese Systeme so zu entwickeln, dass Leser/Nutzer ganz neue Einblicke erhalten und  journalistische Qualität in der Redaktion fördern.

All das kann guten Journalismus stärken, um möglichst viele Menschen umfassend zu informieren.